Zuvörderst will ich auf meine neue Blogrolle hinweisen. Ich habe auch die Blogs aufgenommen, die ich zwar mit Begeisterung gelesen habe, um die es aber still geworden ist. Möge es den Autoren ein Wink mit dem Zaunpfahl sein!
Ansonsten habe ich gestern als Spieler mal wieder das alte Problem von D&D 3.5 erfahren dürfen, nämlich den Machtunterschied zwischen auf den Kampf vorbereiteten Gruppen und jenen, die auf dem falschen Fuß erwischt werden. Der ist in der Tat dicke. Das ist nichts Neues, das ist altbekannt, und soll in D&D 4 behoben werden. Aufgrund meiner gestrigen Erfahrung will ich es aber noch einmal verdeutlichen.
Kurze Hintergrundgeschichte: Mein Kriegspriester nahm, wie es prophezeit war (
wir berichteten), seine Doppeläxte im Empfang. Anscheinend haben jedoch Dämonenanbeter den Kult des Kriegsgottes unterwandert, der ansässige Priester war nämlich garnicht glücklich darüber, dass mein Zwerg die Prophezeiung erfüllte. Er schickte unserer Gruppe einen Bebelithen auf den Hals. Na, kein Problem, denken wir - und warten im Tempel ein Stockwerk tiefer darauf, dass mein Kriegspriester morgens um seine Zauber beten kann, stellen dann aber fest, dass unser Gegner auf und davon ist. Als Spieler wissen wir natürlich, dass das noch nicht alles sein kann.
Anschließend eine Überlandreise, immer stets wachsam. Wo ist der Bebelith? Nachts fand er uns schließlich, im wahrsten Sinne des Wortes mit runtergelassenen Hosen - oder zumindest Rüstungen. Keine Chance gegen den Bebelithen, wie knapp die Werte meines Charakters verdeutlichen:
Rüstungsklasse: 12
Angriffsbonus: +18
Schadensbonus: +9
Unser Psioniker teleportiert uns raus, wir können fliehen. Einige Tage später drehen wir den Spieß um: Jetzt jagen wir den Bebelithen, sind voll gerüstet und gut in Form. Als wir ihn finden, teleportiert unser Psioniker die Gruppe gerade so weit weg, dass mein Zwergenpriester seine Buff-Zauber mit geringer Dauer (die übrigen waren schon aktiv) schnell auf die Gruppe wirken kann, bevor der Bebelith unsere tapferen Charaktere einholt. Meines Zwerges Werte jetzt:
Rüstungsklasse: 29
Angriffsbonus: +28
Schadensbonus: +17
Schon ein kleiner Unterschied... nach 2 (!) Kampfrunden war es dann vorbei. Ohne einen (!) Schadenspunkt bei uns anzurichten schwebte der Bebelith gen Walhalla (oder doch eher in die andere Richtung).
Was heißt das? Die Begegnungsstufe der Gruppe ist stark abhängig von der Überraschung. Man kann die durchschnittliche Gruppenstufe um zwei nach unten korrigieren, wird die Gruppe überrascht, bzw. um zwei nach oben, wenn sie sich vorbereiten kann. Das Feststellen der Überraschung wird dadurch quasi zu einer Save-or-Die-Komponente, und der Herausforderungsgrad - ohnehin abstrakt - verliert noch mehr an Aussagekraft. Die Strategie der Spieler konzentriert sich verstärkt auf den Überraschungsmoment - andere strategische Entscheidungen verlieren an Relevanz. Der Spielleiter verliert wieder einen großen Teil Planungssicherheit - und während einer Begegnung liefe eine Improvisation immer auf Schummelei oder - ähnlich unbefriedigend - auf einen Deus ex machina hinaus. Der beste SL von allen wird für die nächste Begegnung einen stärkeren Gegner gegen uns schicken. Gnade uns Gott, dass unsere Gruppe dann nicht überrascht wird.
Dieses Problem will die vierte Edition entschärfen. Ob es ihr gelingen wird, steht auf einem anderen Blatt. Ob das ausreicht, um mich für die vierte Edition zu begeistern, ebenfalls.
Es grüßt
Grimnir